Predigten aus dem Leben gehalten von :

Pfarrer Lothar Klinges,
Lindenstraße 25, B - 4750 Weywertz
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Predigten zur Osterzeit - Lesejahr B
6. Sonntag

Apg 10,25-26.34-35.44-48; Joh 15, 9-17
17. Mai 2009

Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!
Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander! (Joh 15,9-17)

Als Petrus in Cäsarea beim Hauptmann Kornelius ankam, ging ihm dieser entgegen und warf sich ehrfürchtig vor ihm nieder. Petrus aber richtete ihn auf und sagte: Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch. Dann begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. Noch während Petrus redete, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten. Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Zungen reden und Gott preisen. Petrus aber sagte: Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben? Und er ordnete an, sie im Namen Jesu Christi zu taufen. Danach baten sie ihn, einige Tage zu bleiben. (Apg 10,25-26. 34-35. 44-48)

Dass Liebe oder Liebhaben an bestimmte Bedingungen geknüpft wird, gibt es oft genug in unserer Gesellschaft.

Liebe Mitchristen,
-   Da droht in einer Beziehung der eine Partner dem anderen mit tagelangem Schweigen, wenn der nicht auf seine Wünsche eingeht.
-   Da scheut sich der Politiker, notwendige Reformen anzupacken aus Angst, die nächste Wahl zu verlieren.
-   Da geht es in manchen Betrieben darum, sich beim Chef einzuschmei­cheln, um bei der nächsten Kündigungswelle verschont zu bleiben.

Solche Beispiele machen deutlich, dass wir uns im Alltag leider oft die Zuneigung unserer Mitmenschen mit bestimmten Verhaltensweisen erkaufen müs­sen. Manchmal grenzt es sogar an Erpressung. So mancher leidet darunter, vom Wohlwollen eines anderen abhängig zu sein, weil er auf die Beziehung -sei es privat oder beruflich - angewiesen ist.

Jesus spricht heute über Beziehungen. Er sagt zu seinen Jüngern und zu uns: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten und ich werde meinen Vater bitten, dass er euch den Beistand, den Heiligen Geist gibt."

Beim ersten Zuhören erschreckt mich dieser Satz: Knüpft etwa auch Jesus seine Liebe und die Liebe Gottes an konkrete Bedingungen? Bekommen wir die Kraft des Heiligen Geistes nur, wenn wir immer schön brav und nett sind? Rechnet Jesus genauso mit uns ab, wie wir es leider im Alltag oft genug schmerzlich erfahren? Hat Gott uns nur lieb, wenn wir uns an seine Gebote halten? Das würde doch bedeuten, dass Gott uns nicht mehr liebt, wenn wir verbittert auf ihn sind, weil wir unter einem schweren Schicksal leiden. Oder wenn wir einen schlimmen Fehler gemacht haben oder schwere Schuld auf uns laden. Kurz gesagt: Heißt das, dass Gott uns seine Liebe verweigert, wenn wir uns nicht an seine Gebote halten?

Bei diesem Gedankengang wer­de ich ganz unruhig. Nein, das kann doch nicht sein! Das würde doch all dem widersprechen, was Jesus über Gott erzählt hat. Hat er nicht immer wieder deutlich gemacht, dass Gott alle Menschen liebt - vor aller Leistung und trotz aller Schuld? Steckt also in unserem Sonntagsevangelium ein Widerspruch? Ich lese die Stelle noch einmal. Jesus sagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten."

Die Liebe, die Jesus hier beschreibt, ist mehr als ein romantisches Empfin­den. In dieser Liebe steckt eine Dynamik: Es ist eine selbstlose Liebe, aus der heraus ganz automatisch Taten folgen: Taten der Liebe. Jesus wechselt den Blickwinkel, mit dem wir seine Gebote betrachten sollen.
Denn er stellt die Gebote unter die Liebe. Jesus sagt nicht:„Zuerst müsst ihr alle Gebote einhalten." Er sagt: „Zuerst müsst ihr lieben, dann fällt es euch viel leichter, die Geboteeinzuhalten."

Jesus kommt es darauf an, dass wir zuerst eine gute Beziehung zu ihm auf­bauen. Wenn diese Beziehung „liebevoll" ist, dann werden wir wie selbstver­ständlich auch Gottes Gebote beachten. So zeigt er ein ganz anderes Ver­ständnis von Liebe: Wer Jesus wirklich liebt, der ändert auch sein Verhalten. Der versucht so zu leben, wie es Jesus uns vorgelebt hat. Dazu braucht es nicht den moralischen Zeigefinger und auch nicht Druck oder Zwang. Dieses Lieben geschieht aus einer tiefen inneren Haltung, aus einer inneren Freiheit heraus.

Jesus weiß allerdings, wie schwer das im Alltag ist. Deshalb verspricht er uns den Beistand, den Heiligen Geist. Die Kraft dieses Geistes will uns stärken, damit es uns gelingt, seine Gebote zu beachten.
Mit dieser Kraft können bei­spielsweise Angehörige viele Jahre einen schwerkranken Menschen pflegen - und dabei wie selbstverständlich auf Freizeit oder Vergnügungen verzich­ten. Wer solch eine Zeit schon erfahren hat, weiß: Wenn die Krankenpflege nur aus Pflichtbewusstsein geschieht, also nur, um das Gebot zu erfüllen, dann würde die menschliche Kraft allein für die Geduld, all die Zuwendung und all den Verzicht nicht ausrei­chen. Es muss mehr dahinter stecken. Hier stoßen wir wieder auf die Liebe. Durch die Liebe wachsen solche Menschen über sich hinaus und wir staunen über ihre Kraft.

Das Ganze ist eng miteinander verflochten: Wer Gottes Liebe annimmt, hat die Kraft zur Nächstenliebe. Wer die Nächstenliebe lebt, wird darin von Got­tes Liebe gestärkt und erfährt, dass man Gott im Mitmenschen lieben kann. Das kann zu einem Kreislauf werden, den der Heilige Geist in Bewegung hält.

Hoffentlich können wir diese Liebe entdecken und mit Gottes Kraft über uns selbst hinauswachsen! Ich wünsche es Euch und mir jedenfalls sehr.

(Ideen von Peter Schott, Münnerstadt, in FaJu, Mai 2009)

 

 


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