Predigten aus dem Leben gehalten von :

Pfarrer Lothar Klinges,
Lindenstraße 25, B - 4750 Weywertz
Tel. 003280446069; Telefax: 003280447769

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Predigten im Jahreskreis - Lesejahr B
2. Sonntag

Joh 1,35-42
19. Januar 2003

In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte - Christus. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels - Petrus. (Joh 1,35-42)

Liebe Mitchristen,

"Wer will denn heutzutage noch Priester oder Ordensmann oder Ordensfrau werden? So manches mal hört man solche Ausdrücke. Ja, wie seht Ihr das? Soll man heutzutage noch einen jungen Menschen ermuntern, Priester zu werden. All das zeigt jedenfalls, dass wir mit der Berufung ein Problem haben. Unsere heutige Zeit scheint nicht gerade offen für einen solchen Weg zu sein.

Und trotz aller Klage und Gejammer, gibt es Menschen, die sich vom Evangelium und von Jesus Christus ansprechen lassen, die sich von ihm anrühren lassen. Man spürt, dass sie etwas suchen, ihrem Leben einen Sinn geben möchten. Der Weg muss ja nicht schnurgerade ins Priesterseminar führen, wie sich das vielleicht manche wünschen, um nicht endlich umdenken zu müssen.

Vielleicht liegt es auch gerade an uns, dass es so wenig Berufungen im herkömmlichen Sinn gibt, weil wir genau zu wissen meinen, wie so etwas aussehen muss. Wenn wir aber nur dieses Muster im Kopf haben, sehen wir eben vieles nicht. Gott aber liebt die Vielfalt und Buntheit. Er liebt es bunt.

Wo ein Mensch in aller Offenheit und Redlichkeit, mit wachem Sinn für das, was ihm begegnet, seinen Weg sucht, da kann er auch den Ruf Gottes hören.

Gott will Originale und keine Kopien. Gerade im persönlichen Leben eines jeden von uns, sind Gottes Spuren erkennen. Manche müssen erst aufgeschlossen werden, damit sie ein Wort von Gott überhaupt hören können. Wer keinen Appetit hat, dem wird das aufgezwungene Essen nicht schmecken; wer keine Sehnsucht hat, wird nicht wissen wollen, was hinter dem engen Horizont seines Lebens liegt.

Als Jesus sah, dass ihm die beiden Johannesjünger, die er angesprochen hatte, folgten, fragte er sie: "Was wollt ihr?" "Was wollt Ihr?" Meist wird uns im Leben gesagt, was wir tun SOLLEN. Dabei ist gerade die Frage "Was wollt ihr?" der Schlüssel zum Menschen. Zu erst einmal soll ausgedrückt werden dürfen, wohin die Sehnsucht geht, was der eigene Wille und die eigenen Wünsche suchen. Bevor eine Entscheidung getroffen werden kann, müssen wir zuerst einmal wissen, was wir wollen, worauf wir aus sind, was uns fehlt, wohin uns die Sehnsucht treibt. Sonst kommt die Entscheidung nicht von innen, sondern von außen.

Wie reagiert Jesus? Umwerfend einfach: "Kommt und seht!" Er kommt nicht mit Geboten und Verboten, mit Gesetzen und Regeln, mit moralischen Vorschriften. Nichts von alldem.

Da gibt es nur eine Einladung. Da darf die Probe gemacht werden, ob und wie Nachfolge geht. Da bleibt immer noch die freie Entscheidung, nach dem Ausprobieren "Nein danke!" zu sagen.

"Kommt und seht!" "Nehmt ein wenig teil an meinem Leben, wenn ihr eine Perspektive für euer Leben erwartet." Sie bleiben einen ganzen Tag mit ihm zusammen; sie müssen sich also wohlgefühlt haben: geborgen und beheimatet; sonst hätten sie sich wohl schnell verdrückt. Sie sind auf der Suche nach Lebenssinn.

Die Johannesjünger scheinen an einen hervorragenden Lebensdeuter geraten zu sein. Überall da, wo Menschen anderen Menschen in ihren Fragen wirklich zuhören, wo Menschen andere Menschen mit ihren Visionen und Ansichten wirklich ansehen, geschieht solche Lebensdeutung bis heute. Ganz praktisch heißt das, dass wir auf die Zwischentöne in den Gesprächen hören und offen sind für das, was den anderen bewegt. Und uns gegenseitig von unserem Leben und unserer Lebensdeutung zu erzählen, damit der andere daran Orientierung finden kann.

Wir reden uns über so vieles den Mund fusselig - aber so selten über das, wofür uns der Mund gegeben ist: uns auszutauschen über die Geheimnisse und Bestimmungen unseres Lebens.

"Kommt und seht", sagt er ganz einfach: "Da gingen sie mit ihm und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm", heißt es in der Schrift über die Reaktion der ersten Jünger. Und wie wir wissen, blieben sie auch den nächsten Tag bei ihm und den übernächsten bis zum letzten.

Da fällt mir ein, dass die Eingangsfrage noch gar nicht beantwortet ist. Ich würde dem jungen Mann sagen: Wenn es Jesus ist, der dich einlädt, dann achte auf deine Freiheit genau so wie auf deine Sehnsucht. Achte auf dein Leben und auf deine Ziele. Wenn dir etwas davon genommen werden soll, dann bist du am falschen Platz.


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